Im Stillen hier, ganz allein in der Zelle: Ich und mein klarer Verstand (aus Schostakowitschs Sinfonie 14 op. 135 Nr. 7 Im Kerker der Sante)

Am 15. Oktober konnte man endlich das 1. Abokonzert des MKOs zum Saisonthema „Isolation besuchen. Auch die Mitglieder unseres P-Seminars erschienen zahlreich zur Saisoneröffnung. Alexander Liebreich gestaltete eine humorvolle Konzerteinführung mit dem Basssänger Sergei Leiferkus. Ein dramatischer Einstieg bot Haydns Ouvertüre zur Oper „L’isola disabitata“ und fesselte die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Zuvor verglich Liebreich die „Unbewohnte Insel“ der Ouvertüre mit Nordkorea – isoliert von der Außenwelt, perfekt für intensive erste Eindrücke. In Sibelius’ Rakastava konnte man nicht anders, als der schönen Melodie in eine Welt der Gefühle zu folgen und den sehnsuchtsvollen Geigen zu lauschen. Fast konnte man schon ein unterdrücktes Seufzen im Saal spüren. Ich fühlte mich plötzlich in ein Schwarz-Weiß-Film zurückkatapultiert, wo sich Emotionen und Stimmungen noch mit der Musik ausdrückten. Von der melancholischen Stimmung, die Sibelius dem Publikum hinterließ, ging es weiter zur inneren Verwirrtheit. Sezers Werk fand einen unerwarteten und unverhofften Schluss aus dem Gefühlschaos. Zum Finale ertönte Schostakowitschs 14. Sinfonie, in der verschiedene Facetten des Todes dargestellt wurden. Schostakowitsch schrieb die Komposition der Sinfonie im Krankenhaus, dementsprechend ist auch die Grundstimmung sehr düster und der Gedanke an den Tod präsent. Sopran und Bass vermittelten die Intentionen der Lieder erfolgreich an das Publikum, denn diese verließen nach begeistertem Applaus nachdenklich das Konzert. Der gelungene Auftakt in die Saison „Isolation“ war äußerst vielversprechend und ich bin schon gespannt, was uns im nächsten Konzert erwartet.

WD

Hinterlasse einen Kommentar